Peru
(Macara - Chiclayo - Lima)
Wueste bis zum schnellen Tod
[9. Januar 2005] Hinunter von den hohen Anden in Equador
direkt in die Wueste im Norden Perus. Die Temperatur steigt
stetig an, bis es ueber 30 Grad sind - und sehr trocken. Nach
den kuehlen Tagen in den Bergen ein schoenes Gefuehl, die
Glut wieder direkt zu fuehlen. Und so fahre ich direkt auf
der alten Panamericana weiter in Richtung Kueste. Einmal mehr
reizt mich diese Einsamkeit und Stille,
die nur durch die vielen Trucks und Busse jaeh unterbrochen
wird. Und mehrfach kann ich einem Unfall nur durch eine Vollbremsung
mit Ausweichen in den Sand entgehen. Folgerichtig sehe ich
auch die Spuren eines toedlichen Unfalls der Vornacht, mehrere
Passagiere kamen dabei ums Leben, sollte ich spaeter erfahren.
Nein, hier werde ich nie nachts fahren, da habe ich im Lotto
hoehere Chancen...
Piura und Chiclayo sind Staedte, die sich im Weihnachtstrubel
befinden, ich spuere auch die Naehe vom Heiligabend, auch
wenn es 30 Grad sind. Und so starte ich am Heiligenabend mit
Freunden in die Wueste in Richtung Sueden. Noch vor Mittag
hoere ich ein Klackern im Kupplungsgehauese, 2 Minuten spaeter
platzt der Gehaeusedeckel und Oel fliegt in alle Richtungen.
Ein schnelles Ende, aber gluecklicherweise hat der Motor nichts
abbekommen. Nur an eine Reparatur hier in der Wueste ist nicht
zu denken, dafuer ist der Schaden zu massiv. Ein Truck haelt
an, wir hiefen die waidwunde KTM in den Truck.
Hier ist es auch tagsueber extrem gefaehrlich, sagen die Fahrer.
Ueberfaelle mit vorgehaltener Pistole sind eher die Regel
denn eine Ausnahme. Ich nehme dankend an. Eine halbe Stunde
spaeter bin ich Payachula an der Kueste und warte auf einen
Truck in Richtung Lima. Nur wer faehrt denn schon am Heiligabend
noch weitere 15 Stunden im Truck? Luis Neyra, ein Trucker
aus Chala im Sueden Perus.
Gegen ein kleines Zubrot nimmt er mich auf seinem LKW voller
Reis mit. Und so verbringe ich Weihnachten im Truck auf der
Panamericana, meiner Traumstrasse. In diesen 15 Stunden lerne
ich viel ueber das Leben in Peru, die Korruption der Polizei
auf der Landstrasse, das Umgehen von LKW Waagen und die Freundlichkeit
und Hilfsbereitschaft der Peruaner.
Luis, sein Freund ebenfalls Luis und dessen Familie in Lima
helfen mir so in den naechsten Tagen, die KTM sicher zu transportieren,
unterzustellen und sie zeigen mir ihre Stadt. Es folgen Einladungen
und Besuche nach Weihnachten und zur Neujahrsfeier. Und ich
habe jetzt ja genuegend Zeit, die Stadt Lima, ihre Einwohner
und ihre Gewohnheiten kennenzulernen, ausgiebig das Nachtleben
zu studieren.
Wer wusste denn schon, das hier die Farbe Gelb an Neujahr
viel Glueck bedeutet? Und ich kann weiterhin an meinen Sprachkenntnissen
arbeiten.
Nach den Weihnachtstagen kann ich die KTM auch hier in der
Werkstatt auseinandernehmen. Der Schaden ist kleiner als angenommen,
ich bestelle die Teile in Deutschland. Die Ursache allerdings
ist weniger schoen: Eine mangelhafte Reparatur der Werkstatt
in Guatemala Stadt, die den Kupplungskorb geschweisst hat.
Obwohl ich einen neuen bezahlt hatte. Ein Wunder, das der
noch 2500 KM hielt... Und ich bin um eine Erfahrung reicher...
Also relajar, die Ersatzteile sind auf dem Weg aus Koeln.
Hasta la proxima
Rasmus
Endlich wieder unterwegs ins
Reich der Inkas
(Lima - Nasca - Cusco - Titicaca See)
[31.1.2005] Mit einem grossen Grinsen sitze ich endlich wieder
auf der KTM, fuehle die Vibrationen wie die ersten 28.000
km der Reise und das Herz schlaegt wieder. Ja, so nah liegen
Glueck und Trauer bei einander...
Mit etwas Verspaetung, aber ich bin wieder auf der Panamericana
in Richtung Sueden. In einer Andenregion gab es um Neujahr
einen Militaeraufstand von 400 Rebellen, Strassensperren;
ich habe die Situation beobachten muessen. Gluecklicherweise
ist jetzt wieder alles ruhig, sodas ich die Inkahauptstadt
Cusco ansteuern kann.
Erst einmal in Richtung Nasca mit den geometrischen Figuren
und Linien, die so viele Menschen zum Nachdenken oder Fantasieren
anregen. Mit einem kurzen Rundflug verschaffe ich mir einen
Ueberblick ueber diese wirklich sehr deutlichen Zeichen einer
3000 Jahre alten Kultur.
Auf dem Weg dorthin treffe ich mit Sabine und Ernesto aus
Columbien 2 weitere Biker auf einer KTM 950. Man erzaehlt
und faehrt dann gemeinsam ueber das Alti Plano, das mit 4500
Metern uns und der Maschine alles abverlangt, weiter nach
Cusco. Und dort geben die 2 Mopeds im Hostel ein gutes Bild
ab - wir leider nicht mehr nach folgenden harten Tagen auf
den Spuren der Inkas. Wir hatten uns fuer das Abenteuer 4
Tage auf dem Inkatrail entschieden, einer 50 Km Wanderung
durch die Andenwelt zum Ziel Manchu Picchu. Atemberaubende
Natur, Ruinen und ihre tiefgehende Geschichte lassen uns dann
doch die Strapazen vergessen. Und die Bilder von der verlorenen
Stadt Machu Picchu um 7.00 morgens vergesse ich nie.
Es ist, als wuerden wir in eine alte Zeit eintauchen. Wir
lernen ueber Pachamama und den Coca-Brauch, unterhalten uns
mit den doch sehr armen Inios, die mit 5 bis 6 US$ am Tag
ueberleben muessen und sind mitten in der Natur der Andenwelt,
mal rauh und kalt, dann wieder schwuel und regnerisch. Wir
sollten immer fuer unsere Situation und das Glueck in der
westlichen Welt dankbar sein...
Die Kolumbianer reisen weiter, ich tauche noch ein in die
Stadt Cusco
und das Valle Sagrado, das heilige Tal. In Patricia habe ich
eine ortskundige Fuehrerin getroffen, die mir wie schon in
Lima auch die Teile der Stadt zeigt, die sonst halt kein Tourist
sieht, mit allen Hoehen und Tiefen.
Mitten im Valle Sagrado stehen auf einmal Nadine und Cello
vor mir, die 2 Schweizer, mit denen ich in Mexico und Guatemala
eine solch gute Zeit hatte. Ein tolles Wiedersehen, gekroent
mit einer lokalen Spezialitaet, Cuy. Cuy ist ein kleines Tier,
mit dem bei uns Zuhause die Kinder spielen. Schmeckt interessant,
wie ein kleines Schweinchen halt...
Die 2 Schweizer sind jetzt auch auf dem Trail, klar, Bergvolk
halt. Und ich habe mich nach 2 Wochen dann doch von Cusco
losreissen koennen und habe heute den Titicaca See erreicht.
Morgen gehts dann weiter nach Bolivien,
in dem sich gluecklicherweise die innenpolitische Lage etwas
stabilisiert hat. Mehr dann spaeter.
Peru, Du Land der Hoehen und Tiefen, geographisch und emotional,
Du hast mich gepackt. Vielleicht ein Land zum Leben? Wir werden
sehen, wie die Zukunft wird.
Hasta luego,
Rasmus
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